Samstag, 11. August 2012

Vom orangenem Mond...

5 Federn.
VIA


Wir liegen beide im Gras, es ist still, lediglich ein paar Grillen zirpen ihre Lieder in die Dunkelheit. Ein sanfter Wind trägt sie dann fort, weit in die Welt. Zwischen uns herrscht Schweigen, aber es ist kein unangenehmes, vielmehr eines um diesen Moment nicht zu zerstören. Ich betrachte den Mond, voll und rund lässt er die Nacht etwas heller erscheinen. Ich frage mich an was du denkst, frage mich, ob ich dich jemals verstehen werde. Für mich scheinst du en Buch zu sein. Ein Buch welches in einer fremden, aber wundervollen Sprache verfasst wurde. Plötzlich lachst du, leise und unbestimmt. Ich drehe den Kopf, um dich anzusehen, „Was?“
„Der Mond ist orange“, sagst du, vollkommen überzeugt. Ich sehe wieder zum Himmel und kichere, „Orange? Sicher? Was hast du genommen?“
„Nichts, das ist so!“, du bist ernst, so sehr, dass ich mich beinahe erschrecke. Ich schließe meine Augen, beginnen wieder leise zu Lachen, „Wenn er verschwindet, sag mir Bescheid, dann rufe ich einen Arzt“ Ich registriere wie du dich aufrichtest, eine kurze Bewegung gefolgt von einem leichten Luftzug. Immer noch halte ich die Augen geschlossen, ich halte dich nicht für verrückt. Auch nicht für seltsam. Es ist viel mehr Bewunderung, weil du manchmal Dinge siehst, die kein anderer Wahrnimmt. Vielleicht siehst du mehr als die Menschen, oder du siehst es anders. Vermutlich sogar beides.
„Lachst du mich aus?“, fragst du. Ich kann nicht heraus hören ob in deiner Stimme Wut liegt, aber ich hoffe dass es nicht so ist. Ich würde es nicht ertragen. Vielleicht müsste ich dann auf Knien um Verzeihung bitten, oder ich würde dich solange nerven bis du mir vergibst.  Ehe ich antworten kann sprichst du weiter, „Ich bilde mir das nicht ein!“
Schließlich öffne ich die Augen und lächele, „Jetzt sehe ich es auch. Ein oranger Mond, wie außergewöhnlich!“ Ich lüge nicht, warum sollte ich? Ich beginne mit einem Grashalm zu spielen und betrachte wie dieser im Mondlicht schimmert. Immer wieder drehe ich ihn herum, ohne jeglichen Sinn. Deine Stimme ist es, welche mein Tun unterbricht. Mittlerweile hast du die Knie angezogen und schlingst die Arme darum. Ich mustere dich erneut, deine Haut erscheint unglaublich weiß in der Nacht und in deinen Augen spiegelt sich der Himmel. Ich lache leise, als mir ein Gedanke in den Sinn kommt, „Vielleicht streicht der Mann im Mond seine Wände?“
Du beginnst zu kichern, „Es muss doch langweilig sein, immer einen weißen Mond zuhaben! It’s Party time!” Nun richte ich mich auch auf und betrachte den orangenen Mond. Sein Bild brennt sich förmlich in meinen Kopf und ich schwöre mir, dass ich diese Unterhaltung nie vergessen werde. Wie all die anderen Dinge, welche ich mit dir verbinde. Ich werde sie behüten, denn auch wenn es nur Worte sind, Worte ohne jeglichen tieferen Sinn, so ist jedes einzelne ein Schatz. Jede Erinnerung ist so kostbar für mich,  dass ich sie am liebsten einschließen möchte. Aber nicht in einer dunklen Truhe, nein an irgendeinem schönen Ort. Mit Blumen, und Schmetterlinge. Wo man die Wolken schmecken und das Leben riechen kann. Vielleicht werden wir irgendwann so einen Ort finden, aber solange wir noch hier sind, werde ich auf die Erinnerungen aufpassen. Ich werde sie mir nicht nehmen lassen, von Niemanden.
„Warum lädt er uns dann nicht ein?“, frage ich  beinahe ernst, „Vielleicht feiert er auch nur mit den Aliens. Was für Musik hören Aliens?“
Ich sehe dich nicht an, aber ich kann höre dass du grinst, während du antwortest. „Wahrscheinlich sind die Briefmarken zu teuer, um die Menschen auf der ganzen Welt einzuladen“
Ich nicke Verständnis voll, „Ja, es muss teuer sein auf dem Mond zu feiern“ Mir ist klar wie Sinnlos diese Unterhaltung ist, und trotzdem könnte ich mich die ganze Nacht mit dir darüber unterhalten. Über den orangen Mond und die Feier. Vermutlich könntest du mir noch so viel erzählen, es würde nicht langweilig werden. Aber für heute Nacht bleiben wir einfach bei der Mondparty. Morgen wird es vielleicht eine Irrenanstalt sein und übermorgen erzählst du mir von den Wolken, die nach Zuckerwatte schmecken.

Herzchen, ich liebe dich.
 Ich weiß, du solltest eine schönere, eine bessere Geschichte bekommen. 
Verzeih.