Es ist normal, dass Menschen sich verändern. Manche mehr,
andere weniger, positiv oder eben auf eine schlechte Art und Weise. Aber
eigentlich können wir das gar nicht beurteilen. Wir können nicht wissen, ob ein
Mensch sich zum Guten oder Negativen gewandelt hat. Denn es kommt gar nicht darauf an, sondern viel mehr, ob wir
mit der Änderung klar kommen. Ob wir das neue Ich akzeptieren oder uns zu sehr an das alte klammern. Ich persönlich mag
es nicht. Das, was aus dir geworden ist. Es kam schleichend, schleichend mit
ihr. Sie hat dich verändert, sie hat aus dir einen nahezu vollkommen anderen
Menschen gemacht. Wenn ich mich zurück erinnere, erkenne ich dich kaum wieder.
Du bist nicht mehr der Mann, der auch mal daheim blieb, dem es nichts
ausmachte, wenn es hin und wieder chaotisch war und vor allem auch nicht mehr
der Mann, den ich seit ich klein bin
kenne. Es tut weh, unsagbar. Ich vermisse deine Umarmungen. Wann hast du mich
das letzte Mal wirklich im Arm gehalten, mir gesagt, dass du mich lieb hast?
Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, weiß schon gar nicht mehr, wie sich
das anfühlt. Aber du hast immer gut gerochen, etwas nach Maschinenöl und der
wundervolle Duft von Wald heftete an dir. Heute überdeckst du das immer wieder,
mit irgendeinem Parfüm. Vielleicht ein Duft von HugoBoss. Es ist nicht so, dass
ich diesen Geruch nicht leiden könnte. Ich mag ihn, aber er riecht nicht nach
dir. Weißt du denn noch, wie es ist, mich im Arm zu halten? Das kleine Mädchen,
das du immer „Schätzchen“ nanntest? Weißt du auch noch, wie ich immer früh
aufstand um mich dann vor die Tür zu setzen, damit du mich mit zur Arbeit
nahmst? Jedes Mal wenn ich zu spät kam, habe ich geweint. Ich saß schluchzend
vor der Türe und wartete darauf, dass du wieder kommst. Irgendwann kamst du aber nicht mehr. Ich war
die letzte, die das Begriff. Weil ich dich nicht gehen lassen wollte. Ich habe
dich noch nie gehen lassen wollen. Ich war immer gerne bei dir, habe es geliebt
dir einfach nur beim Arbeiten zu zusehen. Doch heute, scheine ich für dich Luft
zu sein. Ich komme, du gehst. Manchmal bist du einfach weg, ohne dich zu
verabschieden. Dann sehe ich lediglich mit an, wie der schwarze, elegante Mercedes
aus der Einfahrt rauscht und sie neben dir sitzt. Habe ich denn dort kein Platz
mehr? Habe ich überhaupt keinen Platz mehr in deinem Leben? Ist es, weil ich
nicht mehr wie das kleine Mädchen wirke? Das täuscht. Ich bin doch noch immer
ein kleines Mädchen, irgendwo in mir drin. Ein kleines Mädchen, das lächelnd
alles was du tust hinnimmt und darauf hofft, dass du sie irgendwann wieder bemerkst.
Und eines, das sich nach deinen Armen sehnt, nach dem Geruch von Wald, danach
als Schatz bezeichnet zu werden. Dem man sagen noch sollte, dass man es liebt. Ich
wünsche mir doch eigentlich gar nicht viel. Ich will dich nur zurück. Nur einen
kleinen Teil von dir. Ich möchte doch nur meinen Vater wieder haben. Bitte.